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// Dort, wo der Nebel im Kerzenschein schlummert.

  • Autorenbild: Michael Schuster
    Michael Schuster
  • 4. Apr. 2022
  • 2 Min. Lesezeit


Es liegt heute kein Schnee. Winter ist es dennoch. Januar. Kaligraphisch ziehen Wolken am Saum des Abendhimmels herauf, herunter. Schweigen, trotz ihrer Omnipräsenz. Ich ziehe die Jacke über, schnüre die Schuhe, schließe ab. Am Meer ist es ruhiger als sonst wo. Kommt mir jedenfalls so vor. Is so. Irgendwo im Kopf höre ich nen Satz von Les Brown: „How you do anything, is how you do everything.” Das hat Gehalt, da is was dran. “Never let someone’s opinion become your reality.” Noch so n Amboss fürs Gemüt. Am liebsten würde ich bei so Sätzen einigen Leuten von früher die Fressleiste zu nem feinmatschigen Püree schlagen. Immer weiter drauf, bis da nur noch Suppe kommt. Aber mach ich ja nich. Is nur so n „rein hypothetisch“. Vier Akkorde im Kopf, dann is die Welt wieder unten. Easy. Dann herrscht wieder Ruhe und Sorgsamkeit da oben. Über mir balgen sich weiterhin die Wolken wie Greise. Langsam und kaum wahrnehmbar. Ich schau raus ins Gewitter, das sich da irgendwo zusammenbraut. Außer mir is hier keiner. Sand, Wiese, ich. Hatte hier vor kurzem erst n Mädel dabei. War schön. Man, war die schön. Liebte Blues, Whiskey, Steinbeck. Die Dreifaltigkeit. Emma Lousigne. Eine fucking Melodie. 25, Künstlerin. Hab ich nie hinterfragt, was diese absolut dämliche und überhebliche Bezeichnung beinhaltete. Sind wir nich alle Künstler:innen? Das is doch keine Antwort auf irgendwas. Malerin, ja. Schriftstellerin, sicher. Was ist Künstlerin? Das is die Kunst sich rauszureden, sich von einer Kategorisierung zu schützen. Der Gesellschaft zu entkommen und als „besonders“ angesehen zu werden. „Uh, Künstlerin.“ Nein, nicht „Uh, Künstlerin.“ Künstlerin ist unbedeutend, ein Platzhalter, Lorem Ipsum, eine Ausflucht, weil man in Wahrheit nicht weiß, für was man steht. Das sind die Rosé-Trinker unter uns. Es ist okay, wenn man rot trinkt. Auch, wenn man weiß trinkt; vollkommen in Ordnung, wenn man dieser Geschmacklosigkeit verfällt. Aber ein Gemisch aus beidem? Da kannste auch gleich Projektmanager sein. Noch so ne degradierende Bezeichnung. Ich manage auch täglich Projekte. Das tut jede:r, du beschissener kleiner PM. Das ist kein Job, das ist die Art sich aufmerksamkeitswirksam Hundescheiße aufs Brot schmieren zu lassen und zu glauben, es sei Nudossi. Ereignislos. Gott, ich hasse Weißwein. Und Rosé. Und nicht schweigen wollende Wurstlutscher, die sich als PM bezeichnen. Puuhhh. Das Meer rauht jetzt auf. Gewitter, ganz klar. „I could be a rich man if I just cared.“ Irgendein Song.. oder hab ich das erfunden? Der Sand klebt sich an den Schuhen fest. Die beißende Kälte erzürnt die Poren, lähmt mein Gesicht. Ich drücke die Masse gegen den Sturm, komme langsam voran. Bleibe stehen und beuge mich runter. Ein zerbrochenes Muschelstück. Vielleicht seh ich Emma Lousigne mal wieder. Künstlerin hin oder her. Fahren zusammen weg. Raus aus der Stadt. Dieser verfickten Hundestadt. Weg vom Dreck. Ich vorn, sie hinten auf der Rückbank. Ne Flasche Single Malt dabei. Ich seh immerzu in den Rückspiegel, sehe sie, sie mich. Küsst meinen Nacken. Ich lenke die angerostete Büchse ins Nirgendwo. Süden. Was Warmes und Elegantes. Nur sie. Nur ich. Bücher, Whiskey, Sex. Blues. Jaja, vielleicht seh ich sie mal wieder.. und versau es dann nich nochmal.

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